Hey Ryze...? #2 | Ein bisschen etwas aus meinem Leben.

Eigentlich wollte ich das nie tun, aber ich denke, dass es doch wichtig ist, ein paar Dinge über mich zu wissen, um die Themen meines Blogs zu verstehen und meine Gedanken nachvollziehen zu können. Damit dieser Text nicht zu lang wird, fange ich einfach bei der Eskalation der Geschichte an. Ich werde mich daran festhalten, mein Geschlecht nicht bekannt zu geben und ich denke, dass es auch noch lange dauern wird, bis ich es, wenn überhaupt veröffentliche. Ich war immer jemand, der nicht war, wie die anderen. Sicherlich behauptet das jeder von sich, aber ich würde es nicht behaupten, wenn ich es nicht so oft schmerzhaft zu spüren bekommen hätte. Seit ich mich erinnern kann, wurde ich von anderen geärgert und teilweise sogar gemobbt, weil ich beispielsweise schon immer ein großer Fan der Band Tokio Hotel war. Ich hatte massenhaft Merch von ihnen und konnte tatsächlich zwei Wochen über jeden Tag ein anderes T-Shirt der Band tragen. Auf dem Schulhof wurde ich ausgelacht und runtergemacht. Am Anfang habe ich mich zu aller erst gefragt, was das sollte und kam mir etwas verarscht vor. Als ich verstanden hatte, dass die mich ärgern wollten, fand ich das ziemlich lustig und bin extra auffällig rumgelaufen. Was das sollte, weiß ich nicht, aber ich fand's lustig. Mich konnte keiner leiden und ich fand es einfach genial, die dann allesamt zu verarschen. Ich war zu dieser Zeit immer mein bester Freund und bin es auch heute, wieder. Charakterlich war ich wahrscheinlich das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Ungelogen, wäre ich eine andere Person gewesen, hätte ich mir wahrscheinlich so lange auf die Fresse gehauen, bis ich normal gewesen wäre. So denke ich jetzt darüber, damals war ich natürlich anderer Meinung. Irgendwann war ich dann in der siebenten Klasse und da fing dann auch das Wichtige an. Es hat im Prinzip nichts mehr an die Person erinnert, die ich damals war. Ich habe mich irgendwie gut dabei gefühlt, andere Menschen zum Lachen zu bringen, weil ich zu Hause sehr unglücklich war. Ich habe alles daran gesetzt, lustig zu sein, wahrscheinlich, weil ich dachte, dadurch glücklicher zu werden. Blöde Kommentare von mir im Unterricht gehörten quasi an die Tagesordnung. Es gab immer die einen, die mich wirklich cool und total lustig fanden und dann das genaue Gegenteil. Es fing wieder an, dass ich dumm angemacht wurde und einfach nicht akzeptiert wurde. (So nebenbei: Die T-Shirts habe ich dann nicht mehr getragen, weil sie mir zu klein waren.^^) Ich wurde immer unsicherer, ob nicht vielleicht irgendetwas mit mir schief gelaufen war. Ich hatte mich meiner Meinung nach zum Positiven verändert, aber irgendwie schienen zu viele das nicht so zu sehen. Mittlerweile habe ich verstanden, dass ich immer etwas anders gedacht und gehandelt habe, als die anderen und damit wahrscheinlich viele abgeschreckt habe. Sicherlich muss sich jeder irgendwie angleichen, aber ich gleiche mich nicht an. Nicht mehr. Ich habe das lange Zeit versucht, wollte so sein wie die anderen, um einmal dazu zu gehören, was sogar funktioniert hat, aber auch das hat mich nicht glücklich gemacht. Ich habe mich nicht angeglichen, ich habe mich regelrecht verstellt. Ich habe alles, was ich in der Schule gemacht habe, gehasst. Ich wollte nichts mehr, als einfach wieder ich selbst sein, aber es ging nicht. Es war wie eine Schauspielrolle, in der ich gefangen war. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich hatte so einen Hass auf mich, wie noch nie. Ich habe mir immer wieder eingeredet, dass mich niemals jemand aufrecht mögen wird, weil ich nicht 'normal' bin. In der Schule habe ich immer allen einen glücklichen Menschen vorgespielt, der aber nie existiert hat. Eine ganz kurze Zeit über dachte ich, glücklich zu sein, weil ich endlich akzeptiert wurde, aber das ließ ganz schnell wieder nach. Nach kurzer Zeit hatte ich dann das Ergebnis: Einen absolut verschlossenen Menschen, der seine Gefühle unterdrückt hat. Das ging über ein Jahr so und ich wusste nicht, was ich machen sollte. In der Schule und bei meinen Freunden habe ich mir nichts anmerken lassen und war einfach so wie immer. Lustig, naiv, minderbemittelt und unterhaltsam, obwohl ich nie auch nur eins davon war. Mit der Zeit ließ das immer mehr nach, weil ich es einfach nicht mehr konnte. Mir war alles zu viel. Ich hatte nur Freunde, die mich permanent zugeheult haben, obwohl ich genügend eigene Probleme hatte. Ich habe mich nicht einmal zu Hause verstanden gefühlt. Ich kam mir vor, als ob meine Eltern einen Hass auf mich hatten, weil ich nicht das Kind war, was sie haben wollten. Irgendwann sind dann alle meine Freundschaften, bis auf eine, in die Brüche gegangen und ich war zum ersten Mal glücklich. Ich habe mich zum ersten Mal frei gefühlt. Obgleich ich fast alles verloren hatte, war ich einfach nur glücklich. Ich habe nicht einen Moment darüber nachgedacht, was ich alles verloren habe und habe bis heute noch nicht eines dieser Dinge oder eine dieser Personen vermisst. Ich war frei, hatte nichts mehr zu verlieren. Mich mochte sowieso niemand, egal was ich tat und als ich das eingesehen hatte, war ich endlich ich selbst und seit dem bin ich auch zufrieden mit mir. Ich habe mittlerweile natürlich neue Freundschaften entstehen lassen, aber dieses Mal nur mit Menschen, die es wert sind. Nachdem ich vorher quasi nur ausgenutzt wurde und meiner Meinung nach alles falsch gemacht habe, wusste ich, dass mir das nicht noch einmal passieren würde. Ich habe nie wieder auch nur einen Menschen zu nah an mich heran gelassen. Ich weiß, das klingt etwas schizophren, aber es war so. Es war wirklich, als würde irgendeine Stimme in mir es mir verbieten, ich selbst zu sein. Diese Zeit war wirklich schlimm für mich und hat nicht nur körperliche, sondern auch einige seelische Narben hinterlassen. Ich kenne kaum einen Menschen, der weniger über sich preisgibt, als mich und niemanden, der misstrauischer ist, als ich. Ich habe inzwischen fast allen aus meiner Klasse den Rücken zugekehrt. Ich habe jetzt keine Gründe mehr, um mit irgendjemandem zu reden, weil der Großteil meiner Klasse mich einfach nicht kennt. Seit ich endlich wieder ich selbst bin, sowieso nicht. Viele denken vielleicht, dass sie mich kennen würden, obgleich sie nicht einmal wissen, wie mein voller Name ist. Ich lasse mittlerweile keine tiefgründigen Freundschaften mehr entstehen; ich brauche immer die notwendige Distanz zu anderen. Mittlerweile verbringe ich meine Pause am liebsten allein, was früher für mich undenkbar gewesen wäre. Ich mache mich nicht mehr abhängig von irgendetwas und versuche vor allem nicht mehr, irgendwelchen Personen zu gefallen beziehungsweise von ihnen akzeptiert zu werden. Das ist der Grund, warum ich oft arrogant rüberkomme. Ich tue nur noch das, was ich will oder für nötig halte und sage den Leuten ins Gesicht, was ich von ihnen halte. Ich renne auch niemandem mehr hinterher, denn das habe ich lange und oft genug getan.
Achso, um noch eine letzte Frage zu beantworten: So etwas wie Liebe gab es in meinem Leben bisher noch nicht. Durch die vielen Dinge, die ich durchgemacht habe, bin ich nicht wirklich in der Lage, irgendwelche Gefühle zuzulassen.

Selbstverständlich ist das nicht meine ganze Geschichte. Es ist lediglich der Teil, der erklärt, warum ich diese Gesellschaft so hasse. Man wird nämlich nicht akzeptiert, wenn man nicht so ist, wie der 'Rest'.



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